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Fremersdorfer Dialekt

"De.i alt Fremmeschdroffa Schbroch"

(von Frau Emilie Stors)

Die Fremersdorfer Mundart gehört zum moselfränkischen Dialekt. Moselfränkisch wird nur in einigen Orten des Kreises Saarlouis:

  • Biringen
  • Eimersdorf
  • Fremersdorf
  • Fürweiler
  • Gerlfangen
  • Oberesch

gesprochen. Diese Orte, heute Gemeindeteile der Großgemeinde Rehlingen-Siersburg, liegen nördlich der Nied. Südlich der Nied schließt sich nach den Sprachforschern D.Fox und Dr.Lehnert ein sogenanntes Übergangsgebiet an, zu dem der größte Teil des Kreises Saarlouis gehöhrt. Der hier gesprochene aDialekt enthält mehr oder weniger Bestandteile des Moselfränkischen und Rheinfränkischen. Besondere Merkmale des Moselfränkischen sind

  • was - watt/watt
  • das - dat/datt
  • pf - p: Pfosten/Poschden
    Pfanne/Pann.



Fremersdorf war bis weit ins 19.Jahrhundert ein Bauern- und Handwerkerdorf. Bauern, Handwerker und Tagelöhner lebten und arbeiteten im Dorf. Ihre Haupterwerbsgrundlage war die Arbeit in der Landwirtschaft: Ackerbau und Viehzucht. Durch den industriellen Aufschwung an der Saar in der II.Hälfte des 19.Jahrhunderts waren zahlreiche Arbeitsplätze auf den Gruben, auf den Hütten und in den Fabriken geschaffen worden. Damit einhergehend verzeichnete das Baugewerbe einen Anstieg der Beschäftigungsmöglichkeiten und damit Arbeitsplätze. Eine Reihe hiesiger Dorfbewohner fand Arbeit als Bergleute, als Schlosser, Dreher, Mechaniker und Arbeiter auf den Hütten und in den Fabriken. Bauhandwerker gab es schon vor dieser Zeit im Ort. Nun stieg auch ihre Zahl an. Seit der Einführung der Realteilung nach dem Wegfall des Erstgeburtsrecht Anerbenrecht, waren alle Kinder einer Familie in gleichem Maße erbberechtigt, wurden die bäuerlichen Betriebe immer kleiner. In vielen Fällen boten sie ihren Besitzern keine Existens grundlage mehr, Zahlreiche Dorfbewohner suchten daher in der Industrie und im Baugewerbe Arbeit und Verdienst. Der noch verbliebene bäuerliche Besitz wurde von den Familienangehörigen daheim im Dorf als Nebenerwerbslandwirtschaft betrieben

Die bäuerliche Lebensart und Lebensweise fand ihren Niederschlag in der im Dorfdialekt. Er wurde von allen Dorfbewohnern, ob jung oder alt, wohlhabend oder arm, gesprochen und verstanden. Die Arbeitsplätze waren: Haus, Hof, Stall und Flur. Die Häuser, sogenannte Einhäuser, standen in Trauflänge zur Straße. Wohn- und Wirtschaftsteil befanden sich unter einem Dach. Zwischen Häuser und Straßen lagen die Hofplätze. Im Wohnteil befanden sich: Hausgang/Flur, Kisch/Küche, Schduff/Stube und Kumman/Kammern. In der Küche wurde die Nahrung für Menschen und Tiere zubereitet. Küche und Stube waren lange Zeit die einzig beheizten Räume des Hauses.

In der Küche gab es:
den Head met dem Schouschden/Schornstein, den Backuawen/Backofen, den Petz/Ziehbrunnen, de Wassaschdein aus Kalk oda Sand den Desch/Tisch als Backmoul fiat Broutbacken, de Kre.ibank/ Geschirrbank met: Deppen/Töpfen, Kasserollen mit Stiel Pannen/Pfannen, In Küche und Stube gab es Benk/Bänke, Schde.il/Stühle, Desch/Tisch, Schaff/ Schrank.

In den Schlafzimmer/-stuben waren:
Betten,Scheff un Loaden/Truhen fia Bettzeich,Leinwand un Glaida/Kleider.

Im Wirtschaftsteil befanden sich:
Scheune oder Scheunen/Scheia,

Stall oder Ställe/ Selidäll, Scheune mit:
Scheiapuat/Scheunentür
Scheiapiatchin/kleine Tür in der Scheunentür.
Däs/ Heu-oder Fruchtlagerstätte, Stall mit: Stalltür/Schdalldia,
Rof/Raf -Raufe/Futterlejter.

Auf dem Hofe befanden sich:
die Dung-,Geräte und Holzablage.
Dungab lage/haufen:
Meschdhaufen
Meschdenpuddel.

Geräteplatz: Wagen /Won-Wen,
Tärna/zweirädriger Karren Häwon/Heuwagen, Meschdwon/Mistwagen Bei der Garten- und Feldarbeit wurden folgende Geräte benützt: Hack,Kaschd/zweizinkige Hacke, Meschdkropen/Misthacke, Rechen/Rechen, Sechel/Sichel, Sense,Flaus/Getreidesense,

Die Nahrung wurde weitgehend aus den Erzeugnissen ihres Ackerbaues und ihrer Viehzucht bereitet,so u.a. Brout/Brot, Krompan/Kartoffeln, Melch Botta, Kees , Brockel/Dickmilch, Geme.is: Bounen/Bohnen, Kappes/Kohl, Gorken/Gurken, Zalot, Se.ißschmia/Marmelade, saua Bounen un saua Kappes / Bohnen und Kappes aus der Bütte, Fläsch/Fleisch -Dorrfläsch,Solpafläsch, Worscht/Wurst -Blout- un Leawaworscht.

Zur Kleidung vergangener Tage zählten:
Bocks/Hose, Kiddel-Schepp/Kittel, Motzen/Jacke,
Juppen/Joppe, Broschdlappen/Weste , Huasen/Strümpfe,
Gläd, Ennagläd/Kleid u.Unterkleid, Schakett/Jacke,
Rock, Blous, Schiatich/Schürze, Schnaupdouch/Schultertuch

Bei der Kleidung: Rot- Geschia Zeich -Schäßjer- gab es einen strengen Unterschied zwischen:
Schaffrot -Weateszeich/ Arbeits-Wertagskleidung. und Sonndesgeschia/ Sonntags-und Feiertagskleidung, die besonders "ze rots gehal genn es."

Im Dorfdialekt gab es eine Reihe von Sprichwörtern und Redensarten.

Hier nur ein kleine Auswahl davon:

  • Met dia ess kän grat Fua ze ze.ien. Mit dir kann man nichts tun.
  • De gäschd käna Heat no. Du richtest dich nach niemandem.
  • En ess sou domm,dat ma mett'm de Schdalldia ärennen kennt. Riesengroße Dummheit.
  • A Bock schdießt net allän. Et kret kän Hunnen me danoh. Es ist vergessen.
  • En hellt de Kou baim Schwanz. Er greift alles verkehrt an.
  • De kemmt vun das Kou off de Gäß. Es geht mit ihm bergab.
  • Em geschenktem Gaul guckt ma net ent Maul. De He.ina peckeen'emt Brout aus dem Sack. Er läßt sich alles gefallen.
  • De Kou wäß nemme, we.i se Kalf woa. Sich nicht gerne an früher erinnern.
  • A Kaif datt gutt seift, brauch net vill ze freazen. Viel Durst, kein Hunger.

Im Dorf gab es Leute, die durch ihr Aussehen und ihre Art auffielen. Man wußte manches von ihnen zu erzählen, Man lachte über sie.

Et Lis hot me.i we.i ämol Schdrait met da Nobaschaft gehot, ämol wejen de Kennan, dat anamol wejen de He.inan. Zweschen den zwen Heffen woa en Maua. De Kennan sollten de.i emma näs kabott gemach han. Dofia wollt et Lis dann de Schrandarmen schecken. Un de Heinan, de.i sollten em Goaten Schoaden ugericht han. En Mettes, de Noban woaren grat um Eazen, do hiren se eppes em Hausgang. Wen soll datt senn? De Fra ess raus en den Gang gang. Un wen schdät do, et Lis. De Hän hot et enna da Schiaz gehal. "Me Lis, wat wellschd dau dann?" "Trautchin, wenn eich wei en de E.iwichkät ge.in moß, dann well eich alles en de Reih han. Hei heschde 6 Äjer. Ea beschd Houn ess emma en ousen Schdall le.en komm.



Et Lis woa en ganz schboasam Minsch, fia allem em Wassavabrauch. 1904 han de.i Fremmeschdroffa de.i Zentralwassalädong gre.it. En den eischden Joaren han de.i Leit kän Wassageld ze zoalen brauchen. En den 20ziga Joaren het sich dann dat geännat. Et Lis het kä Wassa vum Krunnen gehol. En Deppen un en annam Geschia ess et Renwassa gesammelt un em Hausgang oafgeschdald genn.

Gena sou het de Koss Peter se.ich gent et Wassageld geschalld. Hen, äjentljch het'n Peter Bourgard gehäsch, woa en da Broutgass usässig. Dorch de Kulang ess et Wassa vum Born em Iaweschden Dorf abgelaaf. He wollt kä Wassageld zoalen, het awwa Wassa gebraucht. Do ess en o off de.i Idee komm, et Wassa em Kulang ze schdauen. Sou hot hen en Fleßzin, wou ent Wassa hollen konnt. "Eich hollen kä Wassa aus da Lädong, dann brauch eich ach neischd ze zoalen". We.i de.i nekschd Gemänratssitzung en Fremmeschdroff woa, de Bormäschder vun Rehhingen woa ach do, ess de Peter aschien un het sein Schbrichelchin viergedro: Eich hohlen kän Wassa vum Krunnen. Elch hohlen°t Wassa aus dem Fleßzin. Dofia zoalen eich kä Wassageld.!" We.i de Bormäschda gehuat het, dat et werklich sou woa, het en zum Peter gesot: Herr Bourgard,sie brauchen kein Wassageld zu bezahlen."

Bis zum II.Weltkrieg hin war der Dorfdialekt den meisten Dorfbewohnern bekannt, wurde von ihnen gesprochen. Daheim in den Familien, auf dem Schulhofe, auf den Straßen und in den Wirtshäusern sprach man fast ausschließlich "Fremmescdroffa" Dialekt. Heut nun doht der alte Dorfdialekt in Vergessenheit zu geraten. Im Kindergarten, in den Schulen, daheim in den Familien wird meist nur Hochdeutsch gesprochen. Nur die Grundschule ist in Fremersdorf verblieben. Die älteren Schüler besuchen alle auswärtige Schulen. Mit dem Erwerb von Baustellen in den Neubaugebieten und mit dem Kauf von Häusern im Dorf, kamen und kommen ortsfremde Familien hierher. Der Dorfdialekt ist ihnen fremd. Zeitungen, Radio und Fernsehen bieten ihre Veröffentlichungen und Sendungen -bis auf wenige Beiträge -im Hochdeutschen an. So wird der Dorfdialekt immer weniger gesprochen und verstanden. Letzlich droht er in Vergessenheit zu geraten.

Als altes Kulturgut darf aber

"de.i sche.in alt Fremmschdroffa Schbroch" nicht verloren gehen.