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Sitten und Brauchtümer in vergangener Zeit

(von Frau Emilie Stors)

1838 kam Theodor Schmidt nach Fremersdorf, wo er bis zum 3.Oktober 1880 als Lehrer wirkte. Während seiner Dienstzeit in Fremersdorf sammelte er die hier üblichen Sitten und Brauchtümer und schrieb sie in seiner Chronik auf. Damals noch lebende Zeitzeugen berichteten ihm aus der vorher gehenden Zeit.



1. Religiöses Brauchtum

Prozessionen und Wallfahrten waren ein fester Bestandteildes Glaubenslebens, die regen Anklang fanden. Die Menschen beteten um Gesundheit und Heilung von Krankheit, um die Abwehr von Not und Unglück und für das Wohlergehen von Menschen und Tieren. Am Palmsonntag gingen die Pfarrangehörigen in einer Prozession um die Kirche. Hinter der Sakristei war ein Kreuz ausgelegt, das sie mit Palmzweigen bestreuten. Am Ostersonntag gingen die Pfarrangehörigen mit dem Priester dreimal um die Kirche. Dreimal klopfte der Priester mit einem Balken des Kreuzes an die geschlossene Kirchentür und sprach dabei die Worte:

Assolite porta vestra.
Der Küster, der sich in der Kirche befand antwortete: "Tu est isti rex gloria?"
Beim dritten Male wurde die Kichentür geöffnet und die Gläubigen zogen unter Singen des Tedeums in die Kirche ein.

"Das Fronleichnamsfest wurde mit gebührendem Pomp gefeiert". Die Häuser und Fenster waren mit Kränzen und Girlanden geschmückt. Beiderseits der Straßen standen Maien. Am Prozessionsweg waren die vier Altäre und Ehrenpforten errichtet.

Am Festtag der Kirchenpatronin der Filiale Eimersdorf wurde in der dortigen Kapelle ein Festhochamt zelebriert. Die Pfarrangehörigen gingen in füherer Zeit in einer Prozession nach dort, um den Festgottesdient mitzufeiern.

An Sonn- und Feiertagen gingen die Verwandten zum Friedhof, um dort für ihre Verstorbenen zu beten. An Allerheiligen und Allerseelen gingen dann die Pfarrangehörigen in einer Prozession zum Friedhof. Bis zum Jahre 1851 beteten der Priester und der Küster an jedem Grabe, "wofür beide eine Belohnung erhielten." Ein Meßdiener reichte einen zinnernen Teller umher, worauf die Gabe gelegt wurde. Zu dieser Zeit bezogen weder Pfarrer noch Küster ein Staatsgehalt.

Markus- und Bittprozessionen führten hinaus auf die Flur, um den Segen Gottes für die Feldfrüchte zu erbitten.

Die großen Wallfahrten waren die Pilgerfahrten zum Hl.Rock in Trier. Die Pilger kamen zu Fuß, mit Wagen oder Saarschiffen nach dort.

Aus dem Jahre 1844 berichtete der Chronist, daß am:

  • 23.August 180 Personen aus Fremersdorf
  • 6.September 150 Personen aus Fremersdorf

per Schiff nach Trier fuhren.

Kirchliche Feste und Feiern so wie besondere Familienereignisse waren durch verschiedene Bräuche ausgezeichnet.

Das Fest des Kirchenpatrons, des hl.Mauritius am 22.9. war seit jeher eines der hiesigen Hauptfeste. Ursprünglich feierte man nur den "Kirmessonntag", dann kam noch der "Kirmesmontag" hinzu.

Nach der Pfarrchronik-Lagerbuch hatte der frühere Lehrer Josef Dohr der hiesigen Pfarrei eine Reliquie des hl.Mauritius geschenkt. Diese wurde später in einen kupfernen versilberten Behälter in Form einer Monstranz eingefaßt. Das Reliquiar wurde am Feste des hl.Mauritius zur Verehrung durch die Gläubigen ausgestellt.

Bevor die Brautleute zur Trauung in die Kirche gingen, knieten sie im Elternhause auf ein weißes Tuch und empfingen den Segen der Eltern und der nächsten Verwandten. Während der Trauung und der Wandlung hielten die beiden Brautführerinnen ein rotes Segenstuch hinter den Brautleuten.

Bald nach der Geburt, am gleichen Tage oder an einem der nächsten wurde das Neugeborene von der Hebamme mit dem Paten und der Patin zur Kirche gebracht. Die Taufpatin wurde von 10 - 12 Frauen begleitet.

Bei Sterbefällen erwachsener Personen, besonders 1bei begüterten, war es hier "nach französischem Brauch" üblich, nach dem 1.Begräbnisamt am 7.Tage, das Begängnis zu begehen. Den Verwandten, Nachbarn und Leichenträgern wurde nach dem Trauergottesdienst ein Essen gegeben. Dabei wurde des Verstorbenen durch ein gemeinschaftliches Gebet gedacht. Während der Verstorbene im Trauerhaus auf Leiche lag, wurde nachts von Verwandten, Nachbarn und Freunden beiderlei Geschlechtes Wache gehalten und dabei für den Verstorbenen gebetet. Um den Schlaf zu bekämpfen wurde Branntwein gereicht. Da diesem eifrig zu gesprochen wurde, arteten die Nachtwachen vielfach in grobem Unfug aus. Um dem vorzubeugen ließ der damalige Pfarrer Schmitt um 1850 an den Abenden, wo der Verstorbene auf Leiche lag, vom Küster in der Kirche den Rosenkranz beten. Das Wachehalten im Hause wurde auf wenige Personen beschränkt und das nur ohne Verabreichung von Getränken.

2. Alte Dorfbräuche

Bis 1851 war es hier üblich, die Brautleute von der Wohnung der Braut zur Kirche und von da aus wieder zurück mit Musik und Schießübungen zu begleiten. Dabei wurde der hier übliche "Nasse" ausgeschenkt. Durch die Musik, Schießereien und Schnapsflaschen umherreichen kam es vielfach zu Lärm und Tumulten. Erzbischof und Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Trier hatte laut einer Verordnung "gegen Schwelgereien bei Kindtaufen und Hochzeiten die Einstellung aller Aufzüge über die Straßen und zur Kirche mit Musikanten, so wie alles Lärmen und Tumultieren besonders das Schießen befohlen. In Fremersdorf erfolgte das Verbot durch einen Zwischenfall während eines Hochzeitszuges. Ein Gendarm zu Pferde kam dem Hochzeitszug entgegen.

Nach der Rückkehr ins Hochzeitshaus wurde ein Tanz zu Ehren der Brautleute und ihrer Eltern aufgespielt. Die Hochzetsfeier, ihre Ausführung und Dauer, entsprach den Vermögensverhältnissen der Eltern. Oftmals war er Dorfschullehrer unter den Musikanten. Zu dieser Zeit war das Gehalt eines Lehrers nicht groß und daher war er auf Nebenbeschäftigungen angewiesen. Johann Wegener war seit 1801 Lehrer in Fremersdorf. Lehrer Schmidt berichtet

  • "Zudem war Wegener Schreiner und Drechsler. Dazu trieb er neben der Schule und Küsterei das Geschäft eines Spielmannes und belustigte die Leute bei Hochzeiten und anderen Familien-Festen, bis ihm dieses von dem damaligen Herrn Pfarrer Fautsch hier untersagt wurde."

Während der Hochzeitsfeier wurde ein Brautschuh vom Brautführer oder einem der Gäste gestohlen und anschließend versteigert. Aufgabe des Bräutigams oder des Brautführers war es, den Brautschuh wieder einzulösen. Am Ende der Hochzeitsfeier verabschiedeten sich die Musikanten mit einem Spruch von den Brautleuten und ihren Eltern. Sie ließen einen Teller in der Hochzeitsgesellschaft umgehen, auf den die Trinkgelder gelegt wurden. Die alten Bräuche gingen verloren. In späterer Zeit wurde dann durch ein oder mehrere über die Straße gespannte Seile der Heimweg versperrt. Die Hochzeitsgäste, voran der Bräutigam mußten ihn durch eine Geldspende freikaufen.

Nach der schon erwähnten erzbischöflich/kurfürstlichen Verordnung von 1784 sollten ebenfalls die Mißbräuche bei den Tauffeiern abgestellt werden: Bewirtung der Begleitpersonen in den Wirtshäusern, Dankweine und Geschenke. Eine Feier sollte es nur mit den Paten und höchstens vier Nachbarinnen in der elternlichen Behausung geben. In Fremersdorf trug die Hebamme den Täufling auf dem Arme in die Kirche. Sie wurde dabei von den Paten und mehreren Frauen, wenn die Familie wohlhabend war gewöhnlich 10 bis 12. Nach der Taufe kehrte die Taufgesellschaft zuerst bei einem Wirte ein. Auf Kosten der Paten wurde dem Weine tüchtig zugesprochen. Im Elternhaus des Täuflings gab es dann ein Mahl, bei dem der Wein mit Zucker nicht fehlen durfte. Infolge des guten Zuspruches am süßen Wein stieg die Stimmung immer mehr und und lautes Singen und Jubilieren war bis in die späten Abendstunden zu hören. Die eine oder andere von den Gästen fand nur noch mit größter Mühe ihre Haustüre.

Das Fest des Kirchenpatrons, des hl.Mauritius, war wie schon an anderer Stelle angegeben, einer der höchsten Festtage in Fremersdorf. Ursprünglich wurde nur an einem Tag gefeiert. Zum Feste lud man Verwandte und Bekannte ein. Dann nahm man den Montag als 2. Feiertag hinzu. Am letzten Kirmestag begruben die jungen Burschen die Kirmes. Sie trugen die Überreste eines Schinkens hinaus aufs Feld. Hier wurde er unter mancherlei Zeremonien begraben. Dem Begräbnis folgte dann das sogenannte "Ausrufen". "Jedem Burschen wurde für ein Jahr seine Maid öffentlich verkündigt." Der Hauptakteur dieses Geschehen galt für's ganze Jahr als Festkönig. Man nannte das Ausrufen:"Madelenen." Da manchem Burschen oder mancher Maid ein übler Streich gespielt wurde, wurde der Brauch abgesetzt.

Sobald der begüterte Landmann mit seinen Schnittern die letzte Garbe des Getreides auf dem Wagen hatte, steckten die Arbeiter einen Strauß darauf. Sie setzten sich auf den Wagen oder begleiteten ihn mit Gesang und Krähen wie ein Hahn nach Hause. Am darauf folgenden Sonntag versammelte der Bauer seine Schnitter zu einem festlichen Mahle. Dabei wurde oft bis in die späte Nacht hinein gezecht, gesungen und gekräht. Dieses Mahl nannte man: "den Hahn geben."

Auch die hiesige Herrschaft gab ein Mahl zu dieser Gelegenheit so wie nach der Traubenlese. Außer den oben genannten Festen gab es noch andere Anlässe zum Feiern: Consribtionstag, Einschreibung zum Militär, Neujahr, Aufnahme der Kinder in die Schule, Kommunionfeier u.a.